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Rohlinge
Als ich mit dem Rebornen begonnen habe hat man fast ausschließlich Puppenrohlinge der Firmen Berenguer, Antonio Juan und Apple Valley verwendet. Auch die Realtouchvinylpuppen der Firmen Asthon Drake und Masters Piece wurden vielfach in Reallifebabys umgewandelt. Inzwischen werden unzählige Bausätze angeboten die speziell fürs Rebornen produziert werden. Das erleichtert die Arbeit ungemein, weil man nicht erst Fabrikfarbe aufgeklebte Haare usw. entfernen muß. Und man hat auch keine überschüssige Teile wie schlecht sitzende Körper und anderes was dann letzlich im Müll gelandet ist.
Bis zur Fertigstellung eines meiner Reallifebabys sind eine Vielzahl von Arbeitsschritten notwendig. In der Regel dauert es ca. 1-2 Wochen (manchmal auch länger) bis ein neues Baby geboren ist. Der Verlauf der Arbeiten sieht wie folgt aus:

Reinigung
Zunächst werden alle Vinylteile gründlich gereinigt und entfettet.

Öffnung der Nase
Die Nase wird mit verschiedenen Spezialwerkzeugen sauber geöffnet, wobei ich sehr darauf achte, daß die Nasenlöcher einen natürlichen Verlauf haben (nicht einfach nur ein Loch in der Mitte). Mit einer heißen Nadel glätte ich abschließend die Ränder
Alle Babys bekommen eine von mir modellierte künstliche Nasenhöhle,

Färbung
Alle Vinylteile im Real-Effekt-Verfahren mehreren Schichten und über mehrere Tage hinweg mit hochwertigen Künstlerfarben eingefärbt. Diese Farben verbinden sich transparent mit der Oberfläche des Vinyls und liegen nicht einfach nur auf. Man erreicht auf diese Weise einen sehr natürlichen Hautton, der keinesfalls "geschminkt" wirkt. Auch die Lippen werden mit diesen Farben möglichst natürlich gestaltet. gestaltet. Abschließend versiegele ich die Farben mit einem Varnish, das mit einem extrem feinpoorigen Schwämmchen aufgetupft wird. Dadurch erhält die Haut erstens eine sehr natürliches und mattes Hautbild und ist zweitens, und das ich mir sehr wichtig vor Verblassen, Abrieb und Verschmutzung geschützt. Alle Vinylteile können problemlos mit einem feuchten Lappen gereinigt werden.

Haare (Rooting)
Alle Babys bekommen implantiertes (gerootetes) Haar. Mit einer hauchdünnen Nadel werden im sogenannten "Mikrorootingverfahren" einzelne Haare in den Kopf eingebracht und anschließend von innen versiegelt. Inzwischen roote ich ausschließlich in der Schlingentechnik und kann so problemlos auch nur ein einzelnes Haar rooten. Wieviele ich mit der Nadel erfasse hängt davon ab wie üppig die Frisur sein soll. Selten roote ich aber mehr als 3 Haare pro Stich ein. Ich achte dabei sehr genau auf eine natürliche Wuchsrichtung. Zum Schluß werden die Haare im Kopf mit Klebstoff versiegelt und dann nach dem Trocknen des Klebers in Form geschnitten und frisiert.
Das rooten eines Kopfes dauert mit der Schlingentechnik mindestens 25-30 Stunden, aber ich denke diese Mühe ergibt durchaus ihren Sinn. Mit blind gestochenen Haaren wird man niemals ein so gleichmäßiges Haarbild hinbekommen. Natürlich geht der Blindstich wesentlich schneller und dauert lediglich 5-6 Stunden je nach Dicke des Kopfes.
Ich verwende immer sehr hochwertiges Mohair, derzeit oft das besonders beliegte Slumberland-Mohair aus Kanada oder aber auch Pitterpattermohair.

Augen, Wimpern, Augenbrauen
Alle Babys mit offenen Augen bekommen hochwertige Reborn-Designer-Glasaugen von der Firma Kanis. Diese Augen haben eine unglaubliche Lebendigkeit und Tiefe und kommen dem menschlichen Auge sehr nah. Echthaarwimpern in einer zum Haar passenden Farbe werden angepaßt, eingeklebt und zu einer natürlichen Form zurechtgeschnitten. Bei schlafenden Babys werden die Wimpern in die Lidspalte gerootet und von innen versiegelt. Inzwischen roote ich teilweise auch bei offenen Augen die Wimpern. Viele meiner Kundinnen wünschen sich aber nach wie vor einen schön geschwungenen Wimpernstrang. Ganz fein gezeichnete Augenbrauen in der zum Haar passenden Farbe runden das Bild ab und verleihen dem Gesicht einen harmonischen Gesamteindruck.

Fuß- und Fingernägel
Die Fuß- und Fingernägel werden mit verschiedenen Farben fein bemalt und anschließend mit einem abriebsicherem Lack versiegelt.

Körper
Für jedes Baby nähe ich einen seiner jeweiligen Größe angepaßten Scheibengelenkkörper aus verschiedenen Stoffen, die allerdings eines alle gemeinsam haben. Sie sind stabil, sehr hochwertig und fühlen sich sehr angenehm an. Billige Nesselstoffe, die in oft für solche Körper genommen werden lehne ich ab. Ich verwende für meine Körper einen speziellen Schnitt, der von einer lieben Freundin entworfen wurde. Dieser Körper ergibt eine unglaublich natürliche Körperform und hat einen ausgearbeiteten Brust- und Pobereich.

Füllung
Ich fülle in erster Linie mit Glorex-Softgranulat und hochwertiger Füllwatte. Um einen "Schwerpunkt" im Popo zu setzen verwende ich weiterhin in Baumwollsäckchen (rieselsicher) eingenähten feinen sauberen Sand. Ich weiß das Sand immer wieder als schlechtes Füllmittel angesehen wird. Das ist sicherlich so wenn unsauberer Sand verwendet wird und er dann wohlmöglich auch noch ein Plastikbeutel verpackt wird oder was mir auch schon untergekommen ist bei Reparaturpuppen einfach löse eingefüllt wurde. Meine Baumwollsäckchen sind fest verschlossen und nie prall gefüllt damit sie sich nicht hart anfühlen. Auch in den Hinterkopf kommt ein kleines Säckchen um die natürliche Kopfschwere zu erreichen. Ich habe einiges ausprobiert und bin zum Schluss gekommen das sich für mich diese Säckchen im Pobereich und gut mit Watte umhüllt immer noch am besten anfühlen. In den Gliedern hat Sand allerdings nichts verloren. Dort verwende ich ein absolut schadstoffreies Gummigranulat. Kopf und Rumpf werden mit einer sehr bauschigen Watte aufgefüllt. Ein waches Baby etwas fester damit es problemlos sitzen kann und ein schlafendes etwas weicher damit es sich kuschelig in den Arm schmiegt.

Fertigstellung
Nun können alle Teile zusammengesetzt werden. Arme und Beine werden mit dünnen Kabelbindern am Rumpf befestigt. Der Kopf wird mit einem stabilen Band eingebunden, damit er drehbar bleibt. Dies ist bei Elisa´s Körperschnitt allerdings nicht notwendig. Bei diesem Schnitt kann ich auch für den Kopf einen Kabelbinder verwenden und er bleibt problemlos drehbar. Alle Verschlüsse der Kabelbinder verschwinden übrigens sauber in den sorgfältig genähten Tunnelzügen. Da piekt absolut nichts und es franst auch nirgendwo Stoff aus.

Kleidung
Dieser Teil der "Herstellung" ist immer besonders schön. Denn nun, wo das neue Baby "geboren" ist, muß es ja noch bekleidet werden. Es erhält eine echte Babywindel, einen Body und eine zum jeweiligen Typ passende Babybekleidung. Dabei kann es leicht vorkommen, das der kleine neugeborene Wicht es hinnehmen muß, gleich vier- oder fünfmal umgezogen zu werden bis ich wirklich zufrieden bin. Es ist mir sehr wichtig, das Haarfarbe, Augenfarbe, Teint und Kleidung ein harmonisches Bild ergeben.

Herstellungskosten
Sicher wird sich so manch einer über die hohen Verkaufspreise eines Rebornbabys wundern. Ich möchte einmal aufführen, wie diese sich zusammensetzen:

Ein Rebornbausatz kostet in der Regel zwischen 50 und 80 Euro

Bei der folgenden Rechnung nehme ich einen Mittelwert von 60 Euro:

- Bausatz 60 Euro - Scheibengelenkkörper aus hochwertigem Baumwollstoff 25,00 Euro - Füllung aus Gummigranulat, Hochbauschwatte und etwas Sand 10,00 Euro - Mohair und Rootingnadeln 15 Euro - Farben, Lacke, Klebstoffe, Wimpern 5,00 Euro - Augen (ich verwende immer hochwertige Designeraugen) 30,00 Euro - Unterwäsche, Windel, Kleidung, Schuhe, Stofftier usw. 40,00 Euro

Addiert man diese Posten, so kommt man bereits auf eine Gesamtsumme von 185,00 Euro. Setzt man so ein Baby bei Ebay ein dann fallen zunächst Einstellkosten an und nach positivem Auktionsauslauf kassiert Ebay noch zusätzlich eine Provision. Wird das Baby dann noch per Paypal bezahlt werden ebenfalls nochmal eine Prozente von der Summe abgezogen.

Wie man an dieser Rechnung erkennen kann ist es kaum möglich durch den Verkauf von Rebornbabys ein Vermögen anzuhäufen. Meist läuft es darauf hinaus, daß gerade mal die entstanden Kosten durch den Verkauf gedeckt werden und man so wieder Geld für neue Rohlinge und Material zur Verfügung hat um dieses recht teure Hobby weiterführen zu können. Die vielen Arbeitsstunden sind sicherlich nicht bezahlbar und man muß schon mit Freude bei der Sache sein, ansonsten wäre es lohnender bei Aldi an der Kasse zu sitzen oder Regale einzuräumen.

Sicherlich könnte man in einigen Punkten die Materialkosten deutlich senken. Würde ich statt des recht teuren Baumwollstoffes billigen Nesselstoff verwenden und einfachere Scheibengelenke, das ganze dann mit dem viel günstigeren Kunsstoffgranulat und einfacher Watte füllen so könnte ich sicherlich einiges sparen. Es gäbe durchaus auch einfacheres Mohair und auch sehr viel billigere Glasaugen. Ich könnte gut erhaltene gebrauchte Babykleidung verwenden und das Baby ohne Stofftier und Adoptionsurkunde auf den Weg schicken. Aber all das würde mir überhaupt keinen Spass machen. Die meisten dieser Einsparungen würden auf Kosten dessen gehen, was ein wirklich hochwertiges Reallifebaby ausmacht, nämlich eine möglichst naturnahe Ausstrahlung. In dem Zusammenhang sind z.B. ausdrucksstarke Augen für mich unentbehrlich.

Aber all dies ist natürlich auch Geschmacksache. Werevt. mit dem einfachen Originalkörper zufrieden ist, die Art der Füllung nicht so genau nimmt, die Originalkunsstoffaugen schön findet, auch mit einer Tresse (die selten den ganzen Kopf bedeckt) zufrieden ist, auf besondere Kleidung keinen großen Wert legt der kann auch durchaus günstiger ein Baby bekommen. Allerdings dann niemals von mir, denn für mich wäre es dann nicht wirklich ein "Reallife".

 

Stand: Juli 2011

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